Zum vorletzten Spiel des Winterhalbjahres baten wir bei bestem windigen Herbstwetter unsere Nachbarn aus Drelsdorf zum Tanz.
Dem stark erkämpften Punkt gegen Dörpum wollten wir einen Dreier folgen lassen, auch um wieder Spannung im Dreierderbyduell in der Tabelle zu schaffen. Zusätzlicher Ansporn war das ungerupfte Huhn (namens „nulleins“) aus dem Hinspiel, das noch bei uns im Schrank lag. Kadertechnisch musste Coach Möse heute quasi gar nichts zusammen telefonieren, die Spieler boten sich selbst an: so fanden sich Fünfzehn hochmotivierte Jungs im Kader wieder.
Zum Spiel: Für uns begann das Derby schlecht. Bereits nach zehn Minuten waren die Gäste 0:2 in Front: Das 0:1 fiel per Distanzschuss (7.) und beim 0:2 war Lasse im Tor wohl noch nicht 100-%ig wach und ließ dem Angreifer viel Platz, sodass der den Ball in den Kasten lupfen konnte (10.). Von hier an kontrollierten wir jedoch die Partie. Gunnar erzielte per Elfmeter den Anschluss, nachdem er unschlau im Strafraum gefoult wurde (13.). Soweit so gut. Allerdings war Viertel auf unserer Seite ebenso unschlau, als er dem drelsdorfer Schreiberling als letzter Mann den Ball überließ und verdutzt hinterherschaute, wie dieser den Ball versenkte (15.).
Der schnelle Rückstand verursachte jedoch keinen Bruch in unserer Moral. Wir spielten weiter munter nach Vorne und übernahmen die Feldüberlegenheit. Drelsdorf konzentrierte sich aufs Kontern (was bis hierhin ganz gut gelang). In dieser Konstellation wurde jeder Zweikampf von beiden Seiten hart geführt – aber anstatt weiter fokussiert zu bolzen verloren wir uns zu oft in Nickligkeiten mit den heute äußerst sympathischen Gästen.
Teilweise schafften wir es sogar unseren Ballbesitz in Chancen umzumünzen: Der gute Moritz fand sich nach einem Standard vollkommen frei vorm leeren Tor wieder. Er schaffte es aber irgendwie nicht den Ball über die Linie zu quälen. Fünf Minuten später machte er es besser, als er eine hundert Mal schwerere Möglichkeit mit einem feinen Flugkopfball elegant im langen Eck unterbrachte (30.).
Vor der Pause hatten wir noch eine weitere gute Gelegenheit, aber Momme hatte sich das Falsche von Moritz abgeguckt: er verlegte den Ball vom Fünfmeterraum auf die Kuhkoppel.
So ging es mit einem knappen Rückstand zum Halbzeittee (der war notwendig, es war kalt).
Fünfzehn Minuten und ein paar gelb-rot gefährdete Wechsel später ging es dann weiter.
Nachdem wir in Person von Backe, Gunnar und dem besseren Moritz wieder drei gute Chancen versäbelten, lumpte uns Drelsdorf nach einer Fehlerkette hinten tatsächlich noch einen rein, 2:4 (58.). Wir ließen aber nicht nach und machten weiter Druck, Carsten und Moritz verbuchten weitere Großchancen für unsere Farben. Leider litt der Spielfluss unter der Härte des Derbys, alle Fouls und Nickligkeiten der ersten Hälfte wurden nochmal auf eine neue Stufe gesetzt. Zurecht wurde der physische Regen vom lieben Gott durch einen Kartenregen vom Schiri ergänzt. So mussten wir auch Carsten gelb-rot gefährdet auswechseln, der heute geschmeidige zwanzig Minuten nur zum stänkern auf dem Platz stand (drei Ballkontakte, zwanzig Gegnerkontakte).
Dadurch kamen wir offensiv aber wieder besser in Fahrt. Unsere Überlegenheit wurde immer drückender und wir begannen tatsächlich unsere Chancen zu nutzen: Arne schob nach schöner Hereingabe technisch sicher ein (71.). Nur wenige Minuten später markierte Goalgetter Gunnar mit einem mustergültigen Außenrissschuss den Ausgleich (75.).
Aber wie sollte es anders sein: Ein Gästestürmer tauchte frei vor Lasse auf und konnte überlegt einschieben (82.). Wieder traf Drelsdorf in einer unserer Drangphasen, da war heute wirklich ein Muster zu erkennen. Aufatmen konnten sie dennoch nicht, denn wir machten weiter Dampf. Nachdem wir wieder drei oder vier 100-% auf’m Granulat liegen ließen, konnte sich in der Schlussminute auch der bessere Moritz auf der Torschützenliste eintragen: Ein nicht geklärter Ball landete vor seinen Füßen, er überlegte nicht allzu lange und drosch dem Keeper das Ding unter den Beinen durch! 5:5 (90.). Im Torjubel ließ Moritz seinem Jubel freien Lauf und ließ ein wenig Druck ab – ein wenig zu viel, denn er schubste einen Gegenspieler um, was zurecht mit der roten Karte sanktioniert wurde…
Als wir uns innerlich schon mit dem Unentschieden zufriedengaben, flog nochmal ein langer Ball in unsere Hälfte. Unerklärlicherweise lupfte Lohnherr das Ding drucklos über den versteinerten Lasse in unser eigenes Tor (Winkel, wohlgemerkt) (90.+2). 5:6. Nicht mehr lange danach pfiff der Schiri das Spiel ab.
Wir haben in dieser Saison schon viele Spiele verdient verloren. Wir haben auch schon einige unverdient gewonnen. Aber so was wie heute ist wohl lange keinem von uns mehr passiert. Drelsdorf kam nach ihrer 2:0-Führung gefühlt sechs Mal aus ihrer eigenen Hälfte – woraus sie vier Tore machten. Mist.
Das bisher wohl denkwürdigste Spiel der SG bestritten:
Lasse – Guido, Viertel, Nils, Zasse – Arne, Lohnherr, Glenn – der gute Moritz, Gunnar, Backe
Eingewechselt: Eric, Carsten, Momme und der bessere Moritz.